Wortblüten

Das Kunstobjekt für die Karmeliter Realschule Plus soll die Kinder und Jugendlichen der Schule in spielerischer Form ansprechen – fröhlich, kreativ, mutig, farbig, bunt.

Für Jugendliche ist das Kommunizieren auf Augenhöhe wichtig, das heißt die Identifikation mit Gleichgesinnten oder mit Freundinnen und Freunden. Das Spielen mit Sprache hat eine wichtige Funktion. Junge Menschen lernen, Sprache kompetent zu verwenden, ebenso können Jugendliche mit ihrer Jugendsprache auch ganz wunderbar provozieren. Zu allen Zeiten sind Jugendliche kreativ mit Sprache umgegangen und haben ihren eigenen Code, als Erkennungsmerkmal und Abgrenzung gegen die Erwachsenenwelt. Schon vor 500 Jahren lässt sich eine Studentensprache in Deutschland nachweisen, es ist also kein Phänomen der Gegenwart.

Selbst Goethe, Schiller und Heine setzten Jugendsprache in ihren Werken ein. So war in Goethes Sammlung studenten-sprachlicher Ausdrücken z. B. Pech ein wichtiges Wort. Es wird als Unglück definiert. Das Gegenteil von Pech ist bei Goethe Treffer, was Glück bedeutet. Linguisten zufolge ist ein wesentliches strukturelles Merkmal von Jugendsprache die superlativische Form des Sprechens: Neben dem Pech gibt es das Saupech, neben dem Treffer den Sautreffer. Begriffe, die einst von Studenten und Schülern geprägt wurden, gingen schließlich in die Alltagssprache ein und haben unsere Muttersprache um zahlreiche Ausdrücke und Redewendungen bereichert.

Diese Aspekte greift das Kunstkonzept mit dem Titel „Wortblüten“ auf. Die Idee ist ein skulpturales Objekt, das Jugendkommunikation thematisiert. Jugendworte und Jugendsprache spiegeln wider, was junge Menschen beschäftigt und wie sie leben. Das Kunstobjekt Wortblüten lässt die Jugend sprechen.

Es zeigt den Erfindungsreichtum und die Freude am Spiel mit Sprache. Das Objekt lässt Wortschöpfungen aufblühen, die im Zeitalter sozialer Medien von anglophonen Begriffen dominiert werden. Akronyme, Internetsprache und die Soziolekte von Jugendlichen prägen die jugendliche Kommunikation. Sie wollen fly sein, finden es ziemlich cringe, sind total geflasht oder sowas von getriggert, wollen wissen, wer der Babo ist, nennen sich gegenseitig Digga, sind hayat und BFF (best friends forever). Jugendsprache ist Ausdruck einer lebendigen Jugendkultur und steht für Vielfalt und Entfaltung.

Die dynamische Form, die kraftvolle Farbgestaltung in Orangerot, Zinnoberrot, Fliederlila, Brombeerschwarz und Lichtgrau verleihen der Wortinstallation eine expressive Ästhetik. Die Worte bilden eine grafische Struktur und erzeugen mit wechselndem Betrachtungsstandpunkt ein lebendiges und vielfältiges typografisches Wechselspiel.